Rückblick Jubiläumsauftakt
Reichenau feiert Jubiläum 2024
Einen ebenso stimmungsvollen wie geselligen Start ins große Jubiläum „1300 Jahre Reichenau“ haben rund 400 Besucher beim Neujahrsempfang in der Inselhalle gefeiert. Und das Jubiläum stand natürlich auch im Mittelpunkt der Ansprachen von Bürgermeister Wolfgang Zoll, Inselseelsorger Pater Stephan Vorwerk, Kultur- und Tourismuschef Karl Wehrle sowie – als Ehrengast – SÜDKURIER-Chefredakteur Stefan Lutz.
Der Bürgermeister ging dabei auf das Jubiläumsmotto „Wir knüpfen ein
Band“ ein. Das gelte zunächst für den Neujahrsempfang, zu dem erfreulich
viele Bürger gekommen seien, aber es gelte auch insgesamt in der Gemeinde, in der Region und auch im weiteren Umkreis. Zoll hob dabei das Miteinander und die vielen Verbindungen innerhalb der Gemeinde hervor. „Wir knüpfen ein Band in die Zukunft, weil wir optimistisch sind“, so der Bürgermeister. Und weiter: „Wir werden ein ganz besonderes Jahr feiern. Und wir werden uns gegenseitig unterstützen.“ Zoll wünschte allen ein gelungenes Jubiläum, vor allem aber Gesundheit und Frieden. Mitarbeiterinnen der Tourist-Information hatten beim Eingang kurze Jubiläumsbändel an die Besucher verteilt, aus denen dann am Ende gemeinsam ein eindrucksvoll langes Band geknüpft wurde.
Pater Stephan erinnerte an die Klostergründung im Jahr 724 durch den
Heiligen Pirmin, der Ursprung des Jubiläums. Und ebenso wie es damals
um den Mensch gewordenen Gott gegangen sei, könne das Jubiläum spirituell im Miteinander etwas bringen, alle dürften sich neu inspirieren lassen. Das Jubiläum werde von der politischen und der kirchlichen Gemeinde zusammen gestemmt. Die Kirchengemeinde werde die Inselfeiertage besonders akzentuieren, blickte Pater Stephan voraus. Viele Gäste und Pilger kämen zu diesem Kraftort. „Es ist ein schönes Zei-
chen, dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen“, sagte er.
Gastredner aus Allensbach
Als jemanden, der die Reichenau von innen kennt und von außen begleitet, begrüßte der Bürgermeister den Ehrengast Stefan Lutz. Dieser wohnte 2009, neu beim SÜDKURIER und in der Region, zunächst auf der Reichenau. Als der Bürgermeister anmerkte, Stefan Lutz wohne nun in Allensbach, gab es ein heiteres Raunen in der Halle. Der Chefredakteur ging in seiner ebenso eindrücklichen wie launigen Festrede auch auf die historisch begründeten Frotzeleien zwischen Reichenauern und Allensbachern ein, wofür er viel Applaus und manchen Lacher erntete.
Am Ende eines Jahres denke man ja, es hätte schlimmer kommen können. Und dann halte zum Auftakt des Reichenauer Jubiläumsjahrs ausgerechnet ein Allensbacher die Ansprache. Doch es sei ihm eine große Ehre, dass er hier alles Gute und ein tatkräftiges Jahr mit Begegnungen, die Freude machen, wünschen dürfe. Die gut gefüllte Inselhalle zeige, wie wichtig den Menschen das Jubiläum sei, sagte Lutz.„Dieses Mot-
to ist ein tolles Symbol für dieses Jubiläumsjahr.“ Denn mit der Klostergründung habe der Heilige Pirmin nebst der Insel auch den Ort Allensbach erhalten. „Schon damals begann das Band zwi-
schen Allensbach und Reichenau.“ Nun lade die Reichenau ein und zei-
ge sich gastfreundlich. Die gegenseitige Neckerei sei immer auch wert-
schätzend. „Wir brauchen und helfen einander und mögen uns“, betonte Stefan Lutz. Er verbringe viel Zeit auf der Insel, und auch die Besucher seiner Familie wollten immer auf die Au. „Der Stolz dieser Insel ist mit Händen zu greifen“, sagte Stefan Lutz in Bezug auf das für manche vielleicht schrullig wirkende liebenswerte Bewahren der Traditionen. Die Menschen hielten zusammen und kümmerten sich um ihre Gemein-
de. „Diese Insel ist zurecht Welterbe“, betonte Lutz. Der SÜDKURIER sei gern Medienpartner des Jubiläums und werde dieses begleiten. „Wir sind immer da“, sagte der Chefredakteur. Das Jubiläum werde sicher arbeitsreich. Doch wie bei allen Herausforderungen gelte: „Wir schaffen das nur gemeinsam.“ Und: „Es geht nur mit Humor.“ Kulturchef Karl Wehrle erklärte zum Jubiläumsmotto, dass dieses zum einen auf die Klosterzeit verweise. Er sagte: „Es war ein für die damalige Zeit sehr weltoffenes Kloster. Wenn Gäste gekommen sind, hat man nicht die Türen verschlossen.“ Und das wolle man nun ebenfalls so tun – beginnend mit dem „zugezogenen Allensbacher als Festredner“. Denn es gelte, ein Band in die Vergangenheit wie in die Zukunft zu knüpfen, innerhalb der Gemeinde, zu den Nachbargemeinden, zwischen Jung und Alt und zu den Gästen.
Das Logo des Jubiläums bestehe aus zwei Symbolen: den Bögen der Romanik der drei mittelalterlichen Kirchen und aus Wellen. Das verdeutliche alles, was die Reichenau ausmache: eine Insel mit reicher Tradition. Wobei Karl Wehrle noch für ein heiteres Raunen sorgte, als er mit Blick auf drei große Jubiläumsbanner in der Halle meinte: „Die Reichenau wird viele Fahnen haben.“ Wehrle konterte ebenso heiter.
Die alkoholisch interpretierte Reaktion sei zwar nicht sein Ansinnen ge-
wesen, aber: „Das mag vielleicht auch eintreffen.“ Musikalisch umrahmt wurde der Neujahrsempfang mit festlichen Klängen von fünf Bläsern der Bürgermusik und Popmusik der Band Roadhead.
Text von Thomas Zoch, Südkurier
Bilder von Wilfried Deggelmann